Was wäre unser Dasein ohne die belebte Natur? Ohne das Summen der Insekten, ohne den Gesang der Vögel, ohne den gaukelnden Flug der Schmetterlinge, das Konzert der Frösche und den Tanz der Glühwürmchen in einer milden Sommernacht?
Wir erhalten unseren Körper, wie alle Geschöpfe dieser Erde, durch die von der Natur gegebene Nahrung.
Aber als einzige bedürfen wir zusätzlich einer geistigen Kost, denn von ihr allein lebt unser höheres, sittliches Menschentum. Wir erhalten sie, indem wir mit offenen Augen und bewußten, wachen Sinnen die Vielfalt des Lebens wahr- und aufnehmen.
Stirbt in uns die Ehrfurcht vor der Schöpfung, geht uns der Sinn für die Schönheit der Herbstwälder, die Anmut des Möwenfluges, das Lied der Brandung verloren, dann sinken wir auf eine brutale, primitive Daseinsstufe ab.
Dann stirbt auch die Hoffnung, wir könnten uns von den Ausbeutern und Vernichtern der Natur doch noch in ihre Beschützer verwandeln und uns wieder einreihen in die Bruderschaft des Lebendigen.
(Herbert Plate - Bauer, Bildhauer, Schriftsteller, Jäger, * 1918 + 2002)